Fotos aus der Hufeisensiedlung

Die Hufeisensiedlung in Berlin ist Weltkulturerbe. Und sie ist bewohnt – von ganz normalen Menschen. Besonders die vielen parkenden Autos erschweren dem neugierigen Touristen das Eintauchen in die zwanziger, dreißiger Jahre.

Die Bewohner geben sich jedoch, mit Erfolg, ziemlich Mühe, damit ihr Viertel dem Status „Weltkulturerbe“ gerecht wird. Es ist sicher auch ein Zeichen für die Weitsicht der Architekten um den Chef Bruno Taut, dass dies so verhältnismäßig gut gelingt.

Ein paar Fotos vom Schlendern durch die Siedlung:

Und aus dem von uns bewohnten auch farblich originalgetreu restaurierten Reihenhäuschen:

Montag

Ich mag keine Montage. Vor allem nicht mit Erkältung und wenn ich eigentlich am liebsten zu Hause bliebe. Und nur arbeiten geh, weil schon so viele Kollegen krank sind.

Ich mag einfach keine Novembermontage.

Meine Frau und ich und unsere Ringe

Ring

Seit wir verheiratet sind, tragen wir goldene Ringe. Die haben wir in einem kleinen Juwelierladen in dem Heimatstädtchen meiner Frau machen lassen.  Und seit ich meinen Ring trage, weiß ich, was ich alles mit dem Ringfinger meiner rechten Hand mache. Ständig stoße oder schürfe ich auf oder an etwas entlang. Er sieht schon nach den paar Monaten richtig vermackelt aus.

Nervig.

Aber wenn meine Frau ihren Ring mal auszieht, weil sie irgend etwas tun möchte, das ihn vielleicht (ver-) kratzen könnte, dann bin ich ganz hibbelig, bis er wieder an ihrem Finger ist. Und als ich ihn neulich einmal anzuziehen vergaß, als wir bei Freunden zu Besuch waren, hab ich mich ab dem Augenblick, in dem es mir aufgefallen war, richtig nackt gefühlt.

Dabei waren wir vor der Hochzeit vierzehn Jahre zusammen. Ohne Ring. Was hat sich geändert?

ring
An der Kirchentür, St. Julien, Brioude

Was ist heute Fotografie

Bebilderung des Wandels
Schon vor der Ablösung bei den Speichermedien (Film tritt ab, digitale Speichermedien treten auf) wurde fotografisches Gerät und Material etwa 170 Jahre lang immer kleiner, leichter, besser zu bedienen und technisch vollkommener.

Allem Anschein
Allem Anschein nach wiederholte sich mit der Markteinführung der Digitalfotografie also nur ein weiteres Mal, was in der Geschichte des Mediums ohnehin ständig stattfand: eine technologische Innovation, die das Fotografieren erleichterte, damit den Markt eroberte und die Zielgruppe der aktiven Fotografinnen und Fotografen erweitern half. Planfilm verdrängte die Glasplatte, großformatige Balgenkameras wurden durch tragbare und ohne Stativ benutzbare Apparate für Rollfilm ersetzt und der Rollfilm durch den Kleinbildfilm in seiner Metallpatrone abgelöst. Immer gingen diese Innovationen gleichzeitig einher mit erleichterter Handhabung, dem Gewinn neuer Zielgruppen und Märkte und Verlusten an Bildqualität.

Fortschritt soll es richten
Fortschritte bei der Herstellung von Filmmaterial, fotografischen Papieren und Chemie vermochten die Qualitätsminderung (oft nur teilweise) zu kompensieren: Vom ortho- zum panchromatischen Film oder von extrem niedrig empfindlichen bis zu trotz Empfindlichkeiten von 400/27°, 800/30°… 3200/36° ISO “brauchbaren” Filmen wurde das Material immer besser.

Ebenso die fotografische Ausrüstung: Immer lichtstärkere, verzeichnungsärmere und kontrastreichere Objektive mit je nach Wunsch immer längeren oder kürzeren Brennweiten. Genauere Belichtungsmesser, die irgendwann sogar in die Kamera eingebaut wurden. Exaktere und schnellere Verschlüsse, die ab den siebziger Jahren elektronisch gesteuert wurden. Die Elektronik lernte zunehmend, die Informationen aus Belichtungs- und Entfernungsmesser in Signale zur Steuerung von Motoren umzusetzen, die den FotografInnen das tatsächliche Einstellen der korrekten Werte weitgehend abnahmen – bis hin zum Autofokus … der Fortschritt in der Fotoindustrie war zugleich Folge und Motor vieler anderer technologischer Innovationen.

Fotos ohne Film
Als die digitale Fotografie im Massenmarkt ankam, also etwa ums Jahr 2000, schien dieser Trend sich zunächst einfach fortzusetzen: noch leichter, noch automatischer, noch schneller. Die anfangs geringere Bildqualität auch teurerer Mittelklasse-Digicams wurde durch die unmittelbare Verfügbarkeit der Fotos kompensiert – in den Augen vieler Käufer zumindest. Inzwischen ist die digitale Fotografie auch im Massenmarkt qualitativ der herkömmlichen überlegen, mindestens ebenbürtig. Bestimmte Schwächen und Stärken mögen unterschiedlich ausfallen, aber unterm Strich ist diese Aussage wohl zutreffend. Heute ist die filmbasierte Fotografie daher so gut wie verschwunden; die wenigen Fotofreaks, die sie noch betreiben, stellen keinen ernstzunehmenden Markt mehr dar.

Nicht wesentlich aufwändiger als Atem holen
Doch was in den ersten Jahren lediglich aussah wie die erfolgreiche Ablösung eines Aufnahme- und Speicherungsprinzips (Film, Papier) durch ein anderes (Sensor, Massenspeicher), entfesselte eine ganz neue Dynamik: Die Bedeutung von fotografischen Bildern änderte sich durch die „Jederzeitigkeit / Überalligkeit“ ihrer Herstellungs- und Verbreitungsmöglichkeiten grundlegend. Möglich wurde dies durch die Fortschritte in der Computer-Industrie; sie führten zu einer Klasse gänzlich neuer Geräte, die noch vor wenigen Jahren nicht vorstellbar war (außer, offensichtlich, für Mr. Steve Jobs): Smartphones sind immer dabei, können überall fotografieren und die Bilder sofort überall hin senden. Sie reichern die Aufnahmen dabei automatisch mit zusätzlichen Informationen an, darunter Datum, Uhrzeit, Aufnahmeort oder auch Informationen zu Fotografen oder fotografierten Personen. Technisch ist dank ihrer Verbreitung eine lückenlose videografische Überwachung nicht nur ihrer Besitzer sondern auch der Umgebung möglich, in der diese sich aufhalten (ebenso eine akustische). Smartphones sind multifunktionale Mess- Aufzeichnungs- Wiedergabe- und Weiterverteilungsgeräte, deren Möglichkeiten das Fotografieren weit überschreiten, es aber zu einer Tätigkeit machen, die nicht wesentlich aufwändiger ist als Atem holen.

Kurz Drübersehen
Das aber verändert die Rolle des einzelnen Bildes – von etwas Besonderem über etwas Alltägliches hin zu etwas wesentlich anderem, nämlich einem Kommunikationsmittel, für das nach einmaligem Wahrnehmen der enthaltenen Information kein weiterer Daseinsgrund mehr besteht. Abermilliarden von Smartphone-Fotos werden nach kurzem Drübersehen gelöscht, weil sie ihren Zweck erfüllt haben.

Konkurrenz durch Video
Zudem bekommt das für die Dauer gemachte einzelne „Lichtbild“ in seiner Bedeutung allmählich Konkurrenz von Videos, die nicht auf erzählerische Darstellung von Handlungen abzielen wie in Kino oder Fernsehen, sondern für “handlungslosen” visuellen Genuss gemacht sind: Fotografen entdecken das bewegte Bild als Mittel zu künstlerischem Ausdruck, seit die technischen Möglichkeiten dem damit einher gehenden höheren Speicherbedarf gewachsen sind und Computer (und Smartphones) auch die Wiedergabe von Bewegtbildern problemlos ermöglichen und in den wohlhabenden Ländern überall zu finden sind. Die Nutzergruppen von Flickr und Youtube wachsen zusammen.

Keine inhaltliche Notwendigkeit?
Nicht bloß „klassische Fotografien“ sind daher trotz irrwitzig anschwellender Fotoflut auf dem Rückzug. Auch „klassische Fotokameras“ gibt es nicht mehr. Ihre Nachfolger werden zwar noch so genannt, doch längst sind sie tragbare Kleinstcomputer mit Objektivanschluss und sehr spezieller Hardware: Sensoren, die Lichtimpulse definiert in elektrische Signale umzuwandeln vermögen. Wie wenig seit dieser grundlegenden Änderung die Beibehaltung überlieferter Formen im Kamerabau noch inhaltlicher Notwendigkeit entspricht und wie sehr bloßem Festhalten an alten (freilich bewährten) Gewohnheiten, zeigt beispielhaft das Smartphone, dessen Fotografierfunktionen erfolgreich ganz ohne kameratypische Bedienelemente gesteuert werden.

Die Voraussetzungen bleiben die alten – alles andere nicht
Je nach Gusto entspricht das Aussehen dieser Kameracomputer allerdings noch immer mehr oder weniger dem hergebrachten: Objektiv vorne, Auslöser oben, Sucher (oder Monitor-„Mattscheibe“) hinten. Es bleiben ja auch die Voraussetzungen zum Fotografieren die Alten; die korrekte Menge Licht muss, fokussiert auf die Aufnahme-Ebene, in der richtigen Zeit auf lichtempfindliches Material gelangen. Eigentlich ist das alles. So (und nur so) betrachtet, ist es egal, ob dieses Licht einen chemischen Prozess initiiert oder einen elektrischen Impuls. Das erlaubt es auch, die Resultate der neuartigen Aufnahmemaschinen weiterhin als Fotografien zu bezeichnen und sie selbst als Kameras. Unter jedem anderen Aspekt ist Digitalfotografie mit Fotografie zwar zu vergleichen. Aber etwas anderes:

Weltweit vernetzt
„Fotografie“ ist zu einem integralen Bestandteil der weltweit vernetzten EDV geworden, und damit zu einem Bestandteil der Unterhaltungselektronik. Ablesbar ist dies unter anderem daran, dass Hersteller von Fotogerät, die über etwa fünf Generationen hinweg die Märkte beherrscht (und eigentlich auch geschaffen) haben, verdrängt wurden von Namen, die man mit „Fotografie“ eher nicht in Verbindung setzte. Neu daran ist aber nicht der Verdrängungswettkampf, der die Fotogeschichte schon immer prägte, und der in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts dazu führte, dass die gesamte europäische Fotoindustrie der günstigeren und innovativen japanischen weichen musste.

Fotografie ist Elektronik
Das heute Neue ist, dass nicht mehr Hersteller von fotografischen Geräten den Markt dominieren, sondern Elektronik-Konzerne, Konzerne, die auch im Computer- und im Smartphone-Geschäft engagiert sind. Das ist nicht verwunderlich, denn die zugrundeliegende Technologie ist identisch – doch es führt zu dem Problem, dass Firmen, die in der einen Sparte erfolgreich sind, sich damit in der anderen selbst Konkurrenz machen.

Das Paradox
So sehr die Industrie sich deshalb darum bemüht, ihre neuen „Kameras“ von ihren Smartphones abzuheben (die ebenfalls immer bessere Fotos machen können), um die miteinander zu verschmelzen drohenden Märkte doch noch auseinander zu halten: Derzeit stehen wir vor einem Paradox. „Fotokameras“ werden immer besser und zugleich immer überflüssiger. Denn eine JPEG-Datei ist prinzipiell weder mit Negativen, noch mit Fotoabzügen oder Diapositiven vergleichbar, birgt sie doch völlig andere Möglichkeiten, mit der enthaltenen visuellen Information umzugehen. Die neuartigen Bilder haben nichts mehr mit jenen aus der Film- und Chemiezeit zu tun. Eigentlich sind es Datensätze, die nur noch computergestützt wahrgenommen (!) und verarbeitet werden können und deren „Foto-inhalt“ bloß einer von vielen ist, wenn auch, offensichtlich, ein zentraler.

Science Fiction – heute
Nicht nur ihre Metadaten bergen die Möglichkeit, sie mit anderen Daten zu vollkommen neuen Informationen zusammenzuführen. Gesichtserkennung erlaubt die nachträgliche Verfolgung von Personen im Internet. Erste Versuche großer Internet-Unternehmen lassen die Möglichkeit aufschimmern, durch Clustern mit Geotags versehener online gestellter Digitalfotos ein neues Abbild der Umwelt zu generieren, das Google Earth vor Neid erblassen lassen dürfte, weil es im Wortsinne näher dran ist als die Spycams aus dem Orbit: die Aufnahmen einer unüberschaubaren Anzahl von Social-Media-Nutzern als ubiquitäres Auge einer vernetzten Meta-Intelligenz. Science fiction becomes reality. Nachgerade harmlos scheinen dagegen die Innovationen, dank derer es immer geringeren Aufwandes für neuartige 3D- oder Virtual Reality- Aufnahmen bedarf, in denen man, die richtige „Brille“ aufgesetzt, regelrecht umher spazieren kann. Aber auch dies ein Boom-Segment künftigen Digital Imagings, erlaubt die neue Technologie doch die visuelle Verschmelzung der Wirklichkeit mit virtueller Realität zur Augmented Reality.

Digitale Analogien
Für herkömmlich verstandene, „klassische“ Fotografie entwickelte digitale Kameraneuheiten treten deshalb trotz ihrer Auflösungs- und Lichtempfindlichkeitsrekorde, ihrer immer besseren Farb- und Detailzeichnung etc. in einer Disziplin an, in der nur noch wenig Neues und Innovatives zu finden ist. Sie sind optimiert für das Herkömmliche. Vielleicht lässt sich auch sagen: für eine „digitale Analogie“ zum Herkömmlichen? Das visuell Neue, Innovative jedenfalls findet woanders statt als in der „klassischen“ Fotografie, obwohl die Technologien immer ausgefeilter werden, mit der sie betrieben wird. Und die „Gebrauchs- und Wegwerf-Fotografie“? Wird vom Smartphone-Massenmarkt bedient.

Klassisches Handwerk ohne klassisches Werkzeug?
Doch gleich, ob High-End- oder Durchschnittsfotografie: Wer will eigentlich immer nur Einzelbilder machen, wenn Videos so problemlos zu erstellen und zu konsumieren sind? Wer unterwirft sich noch freiwillig den Beschränkungen eines Fotoapparates, wenn er eine GoPro an seine Drohne schnallen und diese mit seinem Smartphone steuern kann? Und das in einer Auflösung, die vor einem halben Menschenalter, naja, vielleicht denkbar war, aber nicht einmal für die Großen der Filmbranche zu haben? Nur die alten Foto-Fans. Denn natürlich gibt es die alten Foto-Fans noch, die unbewegte Bilder aus herkömmlichen Perspektiven und ohne Ton schätzen. Fotografie als klassisches Handwerk, womöglich als klassische Kunst, ist durchaus nicht ausgestorben. Und mit den immer weiter wachsenden technischen Möglichkeiten der Digitalfotografie wird hier weiterhin Sehenswertes hervorgebracht.

In Würde altern …
Nur – finden die wirklichen visuellen Innovationen noch in der Fotografie statt? Die Game Changer, die neue bildnerische Erzählweisen ausprobieren? Die neue Seh- und Wahrnehmungsweisen etablieren?

Ich würde das trotz der technologischen Höhenflüge im klassischen Kamera- (und Objektiv-) bau nicht wirklich bejahen. Weshalb, das habe ich hier zu begründen versucht. Ich sehe „Fotografie“ als ein in Würde alterndes Medium, das an den Rändern ausfranst und sich mit vielem Neuen mischt, das seinerseits noch keine verbindlichen Stil- oder Regelelemente ausgeprägt hat, auch, weil die Entwicklung dafür viel zu schnell stattfindet. Deshalb vor allem leiht die Fotografie diesem Neuen noch Manches, von Begrifflichkeiten über technisches Material und Know-How bis hin zu Stilelementen. Aber das ändert sich; das neue „Bildermachen“ hat längst begonnen, sich vom alten „Fotografieren“ zu emanzipieren. Ich halte diese stilistischen, künstlerischen, ästhetischen Veränderungen keineswegs für trivial – sie bebildern im Wortsinne den Wandel der Welt, ebenso wie es die Fotografie tat, aber ganz, ganz anders.

… oder neu erfinden:
Kann aber auch sein, das Neue usurpiert dabei ganz einfach die Bezeichnung „Fotografie“ und reklamiert sie erfolgreich für sich. Anzeichen dafür sind vorhanden.

Flüchtlinge. Ein Rundumschlag

Nummer 52

Meine Großeltern mütterlicherseits kamen aus Oberschlesien nach Thüringen. Sie kamen nicht einfach, sie flohen. Im Januar 1945. Und im September 1949 flohen sie wieder. Und mit ihnen ihre Kinder – mein Onkel und meine Mutter. Diesmal so weit wie möglich nach Westen, ins Saarland, das stand damals noch unter französischer Verwaltung. Deutschland, dieses politische Gebilde erst seit 1872, hat zu Lebzeiten meiner Großeltern die zwei schlimmsten Kriege der bekannten Geschichte verloren und mindestens einen davon, den schlimmeren, alleine angezettelt. Am anderen, dem ersten der beiden Weltkriege, sagen Historiker, sei Deutschland nicht alleine schuld. Andere sagen anderes. Spielt das heute noch eine Rolle?

Wasweißich.

Ja. Was weiß ich?

Ich weiß, dass Deutschland, sobald es die Möglichkeit bekam, nichts besseres zu tun hatte, als zum dritten Mal jene Stadt zur Hauptstadt zu machen, von der aus es bereits zwei Mal zuvor Europa mit Krieg überzogen und sein eigenes Ende herbeigeführt hat – einmal in der kaiserlichen, einmal in der nationalsozialistischen Variante. Womit beide Modelle sich hinreichend disqualifiziert haben sollten.

Bis heute glaub’ ich ja, meine Landsleute hätten etwas mehr Geschmack beweisen können. Das ist eine Frage des Stils. Aber vielleicht ist Stil ja nicht unbedingt urdeutsch, nicht falsch verstehen, man kann stilvoll den schlimmsten Dreck verzapfen oder stillos ganz vernünftige Sachen tun, also bitte, liebe zweieinhalb Leserinnen und Leser: it’s not about politics, it’s about taste.

Und weil ich klug genug bin um zu wissen, dass ich von Politik keinen allzu hellen Schimmer habe, ist auch das Folgende eine Stil- oder Geschmackssache für mich, keine “politische”: Ein Land, das nach 1945 mehrmals Millionen von Flüchtlingen aufgenommen hat, ist tatsächlich ganz gut geeignet, es erneut zu tun. Wie ich darauf komme? Schau’n mer mal:

1945 ff: Die “Flichtlinge” aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Millionen entwurzelter, traumatisierter, unterernährter, perspektivloser Männer, Frauen, Kinder. Die Eingliederung verlief langsam und schmerzhaft (vor allem für die Flüchtlinge natürlich, fragt meinen Onkel, was die Gleichaltrigen auf dem Schulhof mit ihm angestellt haben). Heute ist sie eine ferne Erinnerung.

In den sechziger und siebziger Jahren dann kamen Millionen Gastarbeiter. Aus Süditalien, Spanien, Griechenland, der Türkei. Mir, Jahrgang 1962, wurde in der Grundschule noch Angst gemacht vor den Itackern; die stechen unsere Frauen im Dunkeln mit dem Messer ab, nachdem sie sich an ihnen vergangen haben. (Keine Ahnung gehabt, was “vergangen haben” war, aber gegruselt hat’s mich wie erhofft). Jaja, das waren keine Flüchtlinge. “Wir” brauchten Arbeitskräfte und “die” kamen zum Geld verdienen. Wirklich keine Flüchtlinge? Hm, sie flohen ihre Armut und Perspektivlosigkeit. Dumm halt, dass sie blieben und ihre Familien nachholten.

Wirklich so dumm? Wär’ der Ruhrpott ohne die “Polacken” hundert Jahre zuvor so groß geworden? (Gut, ein ländlich gebliebenes Ruhrgebiet hätte womöglich auch segensreiche Folgen gehabt, kein Krupp, kein Thyssen, kein Adolf… aber das ist gehaltlose Spekulation und lenkt vom Thema ab). Und ohne die Spaghetti- oder Knoblauchfresser hätte Deutschland (West) seine führende wirtschaftliche Rolle nicht erlangt.

Okay, die Zeiten heute sind andere, wir brauchen keine billigen, unwissenden Malocher mehr, sondern ausgebildete Fachkräfte (und weil es schön ist, ihre Ausbildungskosten einzusparen, haben wir nix dagegen, wenn die ausm Ausland kommen). Heute streiten wir nicht, ob die Türken hier bleiben dürfen, sondern ob sie nun alle ein reaktionär-religiöses Weltbild vertreten oder nur ein Teil. Die Itacker von 1970 sind selbstverständliche Mitbürger, die allermeisten Türken auch.

In den Achtziger und Neunziger und Nuller Jahren kamen, grob gesagt, etwa zwei Millionen Spätaussiedler, Russlanddeutsche, jüdische Aussiedler aus der Sowjetunion und nach ihrem Zusammenbruch aus der GUS, diesem Zusammenschluss von Beinahe-Failed States, der es schaffte, binnen vier Jahren die durchschnittliche Lebenserwartung seiner Bewohner um fast elf Lebensjahre zu senken. Ein Wunder eigentlich, dass nur so wenige kamen. (Und kein Wunder, dass so viele den ollen Dschugaschwili wieder wollen.)

Immer wieder mal wird der Vorwurf laut, diese Gruppen kultivierten ein seltsames Weltbild und blieben am liebsten unter sich. Trotzdem ruft niemand im Ernst “Russlanddeutsche raus”.

EU-Osterweiterung der letzten Jahre: Polen, Tschechen, Rumänen, Bulgaren, Ungarn… Trotz Freizügigkeit kamen weniger als befürchtet, um es sich in “unserer sozialen Hängematte bequem zu machen”. Wer kam, wollte meistens auch arbeiten. Ob er Arbeit fand oder findet, ist eine andere Frage – keine unwichtige.

Wir sehen aber, seit Gründung der Bundesrepublik hat sie Menschen aus anderen Ländern integriert. Oft unter großen Schwierigkeiten. Und die Schwierigkeiten dauern an. Kein Mensch, der noch bei Verstand ist, würde das bestreiten, doch unterm Strich verlief jede dieser großen Einwanderungswellen erfolgreich.

Mit je nach Schätzung bis zu drei Millionen -wieder mal- traumatisierten, entwurzelten Kriegsflüchtlingen werden die Schwierigkeiten noch größer! Zumal viele eigene kulturelle und religiöse Haltungen mitbringen, die, wer wollte das leugnen, nicht ohne Weiteres in das öffentliche Leben Deutschlands passen. Mädchen dürfen den Schwimmunterricht nicht besuchen – aus religiösen Gründen? Die Frauen von Immigranten, die ImmigrantINNEN also, werden von ihren männlichen Verwandten daran gehindert, Deutsch zu lernen? Das soll Integration sein?!

Schlimmer als “unpassende” kulturelle oder religiöse Überzeugungen ist aber wohl die Anomie, der Verlust an Werten überhaupt, bis nur noch eine Überzeugung übrig ist: ich muss härter sein als die Schwuchteln um mich herum. Die männlichen Kinder aus Einwandererfamilien wenden sich überproportional häufig kriminellen Karrieren zu. Sagt die Presse zumindest – und da haben wir gleich ein gutes Beispiel für “Wahrheit versus Wirklichkeit”. Denn tatsächlich ist es egal, ob diese Behauptung zutrifft (also “wahr” ist) oder nicht. Sie stellt unsere gesellschaftliche Wirklichkeit her – und meine eigene auch: Ich hab in der Innenstadt ein mulmiges Gefühl, wenn mir junge Männer eines bestimmten Aussehens und Habitus’ begegnen.

Ist diese Angst grundlos? Nein, wahrscheinlich nicht völlig. Doch wahrscheinlich sollte ich mich dann auch vor anderen Gruppen fürchten: Die Verwechselung von “Angst machen” mit “Respekt verdienen” findet sich ja nicht nur bei “Migranten”. Sie ist überall in den “bildungsfernen Schichten” und eben nicht nur unter Einwanderern immer häufiger zu finden. Mein Verdacht: sie findet sich heute schichtenübergreifend häufiger als im nachträglich trotzdem meist verklärten “früher”.

Aber wisst Ihr was? Niemand mit Verstand hat je behauptet, es sei einfach, nicht einmal Frau Dr. Merkel. Die hat wirklich nie gesagt “Wir schaffen das ganz easy”. Ist es ja auch nicht, besonders nicht für die Einwanderer. Meistens haben erst die Kinder der Immigrierten – vielleicht – eine Chance auf ein “gutes Leben”. Das ist überall so, ob in den USA, dem Einwanderungsland schlechthin, oder Großbritannien, das mit Migranten aus seinem Commonwealth sehr unterschiedliche Erfahrungen macht, aber den Zuzug nur zögerlich einschränkt. Oder bei uns.

Ich hab freilich noch nie gehört, dass Einwanderungswillige kommen, weil sie Spaß dran hätten. So jemand wird “Tourist” genannt und hat auch im Herkunftsland ein gutes Leben. Ach, da hätt’ ich dochmal ‘ne Idee: wir beuten die Länder Afrikas ein bisschen gesitteter aus als derzeit und dafür kommen weniger Menschen auf der Suche nach einem Ort zum Überleben zu uns. Wir schüren die Konflikte im sog. Nahen Osten nicht in der Absicht weiter, Gas- und Ölpreise zu unseren Gunsten niedrig zu halten, koste es die anderen was es wolle, und weil dann weniger Kriegsflüchtlinge aus Syrien kommen müssen, sparen wir ein paar Milliarden Euro ein, die wir Erdogans Türkei zur Zeit dafür zahlen müssen, dass sie die Drecksarbeit mit den syrischen Kriegsfl … nein? Kein Interesse? Na, dann halt nicht. War auch nur so’n Gedanke.

Aber die Alternative, die dann zur langfristigen Aufnahme von Flüchtlingen noch bleibt, ja, die hat diese Frau von der “Alternative für Deutschland” in wünschenswerter Deutlichkeit formuliert: Schusswaffengebrauch an Deutschlands Grenzen. Und das (keine Diskussion mehr möglich mit einem, der das ernsthaft befürwortet), das kann Deutschland nicht. Es würde die Deutschen … erneut … zu Unmenschen machen, zu Monstren.

Was ein in Flüchtlingsfragen so bewandertes Land wie Deutschland tun kann und muss, ist letztlich dies: den Migrantinnen und Migranten die reelle Chance bieten, sich einzugliedern. Und die Möglichkeiten dafür zeigen. Immer wieder. Und weder so tun, als sei alles ganz einfach, das ist es weder für die “Alten”, noch die “Neuen”. (Für die, vielleicht auch daran denken, ist es freilich viel, viel schwerer!) Noch behaupten, die Schwierigkeiten seien unüberwindlich. Die Migrationsbewegungen, die Deutschland in der Vergangenheit erlebte, waren (wahrscheinlich) kleiner als die aktuelle oder die kommenden. Aber mit ihrem jeweiligen Abflachen ließ sich jedes Mal zeigen, dass “Deutschland” daran nicht unterging oder zerbrach.

Es wird nicht leicht. Wann war es das je? Aber “wir schaffen das”. Ganz sicher. Die Frage bleibt allerdings: wie gut schaffen “wir“ es? Und die stellt sich jedem und jeder einzelnen. Den Alten wie den Neuen im Land.

Trump!!!

“It’s like trying to make fun of the parlous state of American politics by pretending that some fatheaded bag of hot ego is in the running for President because he played a billionaire on TV. It’s readymade self-parody. Nothing to add needed.”
Mike Johnston, The Online Photographer,
(engl: „parlous“ deutsch „prekär“, „furchtbar“)

URL:
http://theonlinephotographer.typepad.com/the_online_photographer/2016/01/you-say-po-tah-to-i-say-po-tay-to.html

Köln, Domplatte, Sylvester 2015

Es geht nicht um Kulturkreise. Ein sexistisches, kriminelles Arschloch gehört entsprechend behandelt. Auch wenn es “nordafrikanisch aussieht”. Alles andere wäre übrigens rassistisch. Es geht um das Recht, im öffentlichen Raum unbehelligt zu bleiben. Dieses Recht steht arabischstämmigen jungen Männern ebenso zu wie “biodeutschen” (wer hat bloß dieses Ekelwort erfunden?) Frauen, Kopftuch tragenden Musliminen wie Bierbauch tragenden Urlaubern in Bermudashorts*.

Wasserspeier, Naumburger Dom
Deutsche Leitkultur, in Stein gehauen seit 700 Jahren

Diese Diskussionen, ob und wie “wir” “unsere” Frauen vor “denen” schützen können, sind eklig – und im Kern schon falsch. Falsch ist die zugrundeliegende Vorstellung, die zu schützenden Frauen seien irgend jemandes Eigentum. Die sitzt in den Köpfen reaktionärer “Biodeutscher” christlichen Hintergrundes (nicht nur Männer!) ebenso wie in denen reaktionärer “Einwanderungsdeutscher” mit muslimischem. Was das Ganze nicht einfacher macht, denn es heißt ja ausdrücklich “Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich”, nicht “deutsch aussehende Männer sind vor dem Gesetz gleich und müssen ihre Frauen vor ausländisch aussehenden Männern beschützen.”

Was da zu Sylvester in Köln sichtbar wurde, ist kriminell und sexistisch und insofern leider überhaupt nicht neu. Es hat jedoch eine für die Bundesrepublik Deutschland neue Dimension sichtbar werden lassen: die der organisierten, mindestens verabredeten, massenhaften Einschüchterung. Darauf muss reagiert werden – strafrechtlich, zivilrechtlich, wo es geht, und schließlich, indem offen über die Hintergründe und die Ursachen dieser Geschehnisse gesprochen wird. Und ein Bestandteil dieser Hintergründe ist, leider, die nicht von der Hand zu weisende Aufteilung zwischen Einschüchterer und eingeschüchterten, Tätern und Opfern mithin: Hie “südländisch”- männlich – jung, hie weiblich, vermutete Herkunft und Alter egal.

Darüber müsste geredet werden.

Was stattdessen durch die großen Zeitungen veröffentlicht wird, dient leider meist zu nicht viel mehr als zur propagandistischen Vereinnahmung der Wirklichkeit.

Wasserspeier, Naumburger Dom

Denn die kriminellen Ereignisse auf der Kölner Domplatte sind entgegen dem Anschein kein Problem “der Migranten”, die “unsere Werte” missachten würden. Sie sind eine Folge massenhaft und hoffnungslos missglückter Erziehung und Selbsterziehung: Zum sexistischen Kriminellen, der “Angst & Ekel verbreiten” mit “Respekt verdienen” gleichsetzt und Einschüchterung und Raub zum Vergnügen und zum Broterwerb nutzt, wird man weder von alleine, noch gegen den eigenen Willen.

Ich will also nicht um Verständnis für die Täter werben, weil sie bestimmt eine schwere Kindheit hatten. Das wäre Augenwischerei, und ist Schwachsinn, wenn’s ernst gemeint ist.

Ich will darauf hinweisen, dass die reflexhaften Schuldzuweisungen an “die Araber”, “die Muslime”, “die Asylanten” rechtsreaktionäres Denken sind und vor allem falsch. Und ich will darauf hinweisen: Verhältnisse wie in Köln, Hamburg und anderen Städten an Sylvester sind nicht tolerierbar.

Wasserspeier, Naumburger Dom

Doch sie sind nicht etwa deshalb nicht tolerierbar, weil die sexistischen Kriminellen “arabisch aussahen”, sondern weil sie, verdammt nochmal! sexistische kriminelle Arschlöcher sind und dafür bestraft gehören. (Nicht für ihre Ansichten, für die gehören sie nur verachtet. Für ihre Taten.) Und wer meint, das hätte jetzt bei mir doch irgend etwas mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, macht einfach falschen Gebrauch von seinem Denkvermögen.

Alle, die hier leben, auch muslimische junge Männer, auch NPD wählende Sachsen mit und ohne Glatze, sollten ebenso wissen wie die Kölner Oberbürgermeisterin: wer von Frauen verlangt, dass sie sich zu ihrer Sicherheit anders benehmen sollen, verlangt etwas Unrechtes.

Es hat nichts mit Feminismus zu tun, darauf zu beharren, dass Frauen eben nicht auf eine Armlänge Abstand zu Männern achten müssen! Feministisch würde es erst, wenn Frauen sich frauen-spezifische Wege suchten, diese und all die vielen anderen frauenfeindlichen Zumutungen endlich abzuschütteln.

Der Verzicht, einem Geschlecht besondere Verhaltensregeln aufzuzwingen, ist eine der Errungenschaften der zivilen Gesellschaft. Und wer nicht bereit ist zu diesem Verzicht, ist Teil des Problems, das sich Sylvester auf der Domplatte zeigte.

Wasserspeier, Naumburger Dom

Doch so zu tun, als erhielte dieses Problem durch die Masseneinwanderung aus Krisen- und Kriegsgebieten keine neue Dringlichkeit, hieße die Augen verschließen. Selbstverständlich stellt massenhafte Einwanderung vor Probleme. Und selbstverständlich lautet eines davon:

Gewalterfahrung macht gewaltbereit, nicht friedfertig. Es wäre naiv zu glauben, schwer mit Überleben zu tun habende Menschen seien durch ihre entsetzlichen Erfahrungen friedliebender als andere.

Wie können Menschen in eine offene, friedliche Gesellschaft integriert, also einbezogen werden, die aus repressiven Gesellschaften mit menschenverachtenden religiösen Traditionen kommen? Oder – rein statistisch noch immer viel wahrscheinlicher – aus repressiven Familien in Deutschland? Und wie “offen und friedlich” kann überhaupt eine Gesellschaft sein, die mit den Hauptverursachern des aktuellen Flüchtlingselends fantastische Geschäfte macht – Saudi-Arabien, Iran, Qatar, you name it?

Wasserspeier, Naumburger Dom

Die Antwort des Stammtisches heißt “abschieben, einknasten, an der Grenze erschießen”. Das ist zwar brutaler, aber, irrt Euch nicht, naiv, grenzenlos naiv ist es ebenfalls. Die Probleme werden mindestens teilweise auf unserer Insel der Seligen mitverursacht, wir werden sie nicht mit Stammtischparolen lösen.

Es geht um den Erhalt von Freiheit in unserer Gesellschaft? Die ist nicht aufrecht zu erhalten, indem wir sie für einen Teil der Bevölkerung auf Verdacht abschaffen! Ob es uns passt oder nicht: Fakt ist, dass der öffentliche Raum schon um der Verteidigung “unserer Werte” willen muslimischen Männern ebenso gehört wie evangelischen Frauen. Oder jüdischen, schwarzen, behinderten Transsexuellen.

Was freilich der biodeutsche Stammtischbruder und der einwanderungsdeutsche Koranschulbesucher gleichermaßen akzeptieren lernen müssen.

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*Und das mit den Bermudashorts… das nehme ich zurück.

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(Mangels Bildern aus Köln alle Fotos vom Dom zu Naumburg. Sorry.)

Reichtum durch Armut

Wasserfall

Neulich fand ich in der Online-Ausgabe der revolutionärer Umtriebe eher unverdächtigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Video-Artikel, der mich seither unterschwellig beschäftigt.
Darin geht es um den enormen Bevölkerungszuwachs in der pakistanischen Hafenstadt Karachi: von 500.000 Einwohnern im Jahr 1960 zu zwanzig Millionen im Jahr 2015.

Und um eine Wasser-Mafia, die mit Waffengewalt den Zugang zu Brunnen, Zisternen und Quellen kontrolliert, darum, dass die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist, weil diese Mafia die Verteilung kontrolliert und die Preise selbst festlegt.

So deprimierend und verstörend diese Situation ist, wissen wir alle oder sollten es wissen, dass sie die Lage eines großen Teils der Weltbevölkerung in Asien, Afrika und Südamerika widerspiegelt und insgesamt auf unserem Planeten eher die Regel als die Ausnahme ist. Doch man kann nicht immer an diese erschütternde Wahrheit denken. Man würde verrückt, hier in unserer europäischen Festung der Besitzenden, die den aktuellen Haarriss in ihrer Mauer als gravierende Bedrohung erlebt.

Darum wird man mir auch heftig widersprechen, wenn ich behaupte, dass die Situation in Karachi und so vielen anderen Weltgegenden im Grunde dem Idealbild betriebswirtschaftlicher Rationalität entspricht: staatlich unregulierte unternehmerische Freiheit, inklusive freier Entwicklung der Preise durch Angebot und Nachfrage. Ja, die Kriminellen, die dafür sorgen, dass das nicht ausreichend vorhandene Wasser zu Preisen verkauft wird, die die “normale Bevölkerung” Karachis nicht mehr zahlen kann, die schaffen sogar volkswirtschaftliche Werte. Denn natürlich generieren höhere Preise für unverzichtbare Wirtschaftsgüter (und Wasser gehört gewiss dazu) messbar höhere Gewinne als lediglich kostendeckende.

Das heißt: Auf dem unregulierten, mithin “idealen” Markt schafft gerade die Verknappung lebensnotwendiger Güter Reichtum, nicht ihre gerechte Verteilung. Diese würde vielleicht ein Auskommen für alle “Marktbeteiligen” schaffen, das Entstehen von Reichtum aber eher verhindern.

So ein Quatsch? Wenn Deine Widerlegung ebenso unterkomplex ist wie meine Behauptung, dann schenke ich ihr vielleicht Gehör.