Liste wichtiger Bücher

Es ist mitten in der Nacht.

Ich kann nicht schlafen. Leise aufstehen, Treppe runter schleichen, und aufschreiben:
Eine Liste von Büchern, die in irgendeiner Form von Bedeutung für mich waren und sind.

  • André Schwarz-Bart: Der letzte der Gerechten
  • Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen
  • Anna Seghers: Das siebte Kreuz
  • Selma Lagerlöf: Nils Holgersson
  • Manès Sperber: Wie eine Träne im Ozean
  • William Gibson: Neuromancer
  • Huster/Kraiker/Scherer: Determinanten der westdeutschen Restauration
  • Hannah Arend: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft
  • Carlos Castañeda: Die Lehren des Don Juan
  • Reinhard Kühnl: Formen bürgerlicher Herrschaft
  • Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts
  • Frantz Fanon: Die Verdammten dieser Erde
  • Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen
  • Marilyn French: Frauen
  • Alexander Weißberg-Cybulski: Hexensabbat
  • Boris Pasternak: Doktor Schiwago
  • Anton Makarenko: Der Weg ins Leben. Ein pädagogisches Poem
  • Voltaire: Candide ou l’Optimisme

Ups – außer Goethe lauter Franzosen, Russen, Amis und Sozialwissenschaftler… Von den AutorInnen sind nur vier Frauen und vierzehn Männer! Und was sagt es mir, dass außer einem Science-Fiction-Autor und den Verfassern eines drögen Sachbuchs die Autor-Innen alle schon tot sind?

Besser, ich geh wieder schlafen. Was? Schon halb Sieben?

Zwischenruf (Juni 2015)

Dass im politischen Alltag das scheußliche Low-Intensity-Warfare zwischen Israel und der widerwärtigen Hamas, das deutlich auch die hässlichen Seiten der Israel Defense Force beleuchtet, so oft als israelischer Völkermord an “den Palestinensern” bezeichnet wird, hat sicherlich, gerade wenn Deutsche solchen Schwachsinn äußern, psychologische Ursachen. Inhaltlich trifft dieser Vorwurf nicht zu – was immer Israel sonst vorzuwerfen sein mag.

Es treibt mich zur Weißglut, wenn dieser Mist von Leuten kommt, die ansonsten nicht an fehlendem Denkvermögen zu leiden scheinen. Sie betreiben ohne Not das Geschäft der schlimmsten Antisemiten.

Israel betreibt keinen Völkermord. Es ist verwickelt in einen so entsetzlichen wie ekelhaften terroristischen Kleinkrieg, in dem beide Lager absichtlich (Hamas & co.) oder in-Kauf-nehmend (IDF) mehr Nicht-Kombattanten als Kombattanten verbrennen, zerfetzen, verstümmeln, traumatisieren.

Wenn die Hamas Raketen auf israelisches Territorium schießt, dann, um unterschiedslos Juden zu töten.

Wenn die Israelis einen Angriff auf eine Raketenstellung fliegen, dann, um sie zum Schutz der eigenen Bevölkerung zu zerstören.

Wir in unserem immer noch unbedrohten West- und Mitteleuropa sehen die vielen Zivilisten, die “durch Israel” zu Schaden oder gar um ihr Leben kommen. Es ist ein zutiefst humaner Impuls, den Opfern unser Mitleid zu schenken und den Tätern gegenüber Zorn oder gar Hass zu empfinden.

Doch warum steht die Raketenstellung der Hamas-Terroristen so oft mitten in einem Wohngebiet, in einer Schule oder einem Krankenhaus? Antwort: Aus Berechnung. Das bei ihrer Zerstörung unweigerlich angerichtete Elend unter Nicht-Kombattanten wird von antisemitischen Kriegstreibern propagandistisch zu Lasten Israels genutzt.

So verliert Israel in jedem Fall – wehrt es sich nicht oder setzt es sich zur Wehr. Der andere Verlierer ist die palestinensische Bevölkerung: Letztlich ist sie, als zwangsläufiges Opfer israelischer Verteidigungsmaßnahmen, die Geisel der Terroristen.

Vermutlich gibt es für die Menschen im Westjordanland oder in Gaza viel zu viele Gründe, Israel zu hassen. Wäre Israel jedoch der massenmörderische Moloch, den hierzulande so viele Empörte zu sehen meinen, …dann würde es – mit seiner administrativen, polizeilichen und militärischen Übermacht – eine ganz andere Gewalt ausüben als es dies tut und bisher je getan hat.

Darin haben die Israelhasser nämlich recht – Israel besitzt das Potenzial dazu.

Doch Israel setzt es nicht ein. 

Das tröstet nicht die Opfer, lindert ihre Not nicht. Aber wir in Deutschland sind nicht gezwungen, in diesem Konflikt Partei zu ergreifen. Wir könnten uns durchaus erlauben wegzuschauen, wie wir es bei den meisten Konflikten dieser Welt doch so selbstverständlich tun. Wenn wir beschließen, nicht wegzuschauen, dann haben wir die Pflicht, auf korrekte Begrifflichkeit zu achten.

Und uns nicht vor den Karren antisemitischer Hetzer spannen zu lassen.

Mit denen, die dieser Minimalforderung entsprechen, lässt sich politisch diskutieren, auch über die Fehler Israels, der Regierung Netanjahu zumal.

Mit den anderen nicht.

Zustandsbeschreibung

Fossile Brennstoffe werden knapp. Der Peak Oil steht bevor. Alternative Energieträger existieren, reichen aber keinesfalls, um den aktuellen Bedarf zu decken, geschweige denn den zukünftigen. Die Ungerechtigkeit bei der Verteilung von Energie ist eklatant und wird weiter zunehmen. Krisen, ja Kriege sind zu erwarten und werden offen vorbereitet. Ihre Vorläufer werden, meist als religiöse oder ethnische Konflikte getarnt, bereits geführt.

Nahrungsmittel werden in größeren Mengen produziert als für 7,5 Milliarden Menschen notwendig. Doch sie werden nicht nachhaltig und nicht dem Bedarf gemäß angebaut. Ihr Anbau zerstört die Böden. Ihre Verteilung erfolgt nach den Vorstellungen einer Minderheit.
Sauberes Wasser wird weltweit knapper. Statt effizientere Verbrauchslösungen zu entwickeln, wird der Zugang zu Wasser überall privatisiert, mit der Folge, dass Privatunternehmen die Verfügungsgewalt darüber ausüben. Wasser wird so von einem Grundrecht, dessen einzige Einschränkung durch die Natur erfolgte, zu einem privatrechtlichen Wirtschaftsgut, das der betriebswirtschaftlichen Logik der Gewinnmaximierung unterliegt.

Der durch die Ausbreitung der Industriegesellschaften in Gang gesetzte weltweite Klimawandel treibt einige dieser Entwicklungen zusätzlich an. Außerdem sieht eine noch immer wachsende Weltbevölkerung sich mit der Tatsache konfrontiert, dass Ackerbaufläche, aber auch bewohnbare Gebiete weniger werden.

All dies ist bekannt; es wird von der überwältigenden Mehrheit der Menschen ignoriert.

Schon in einem Menschenalter könnte sich ein weiteres Problem als ebenso gravierend herausstellen. Jedes Lebewesen, pflanzlich oder tierisch, braucht Phosphorverbindungen in seiner Nahrung. Der lebensnotwendige Phosphor wird im Verlauf des Stoffwechsels umgewandelt und ausgeschieden. Er ist, einmal “verbraucht”, nicht mehr zurück zu gewinnen. Er ist nicht recyclebar.
Die einzigen bekannten abbaufähigen Lagerstätten befinden sich in China, im Süden der USA und in Nordafrika, in einer zwischen Mali und Marokko umstrittenen Region. Alle diese Lager neigen sich ihrem Ende zu. Herkömmliche Schätzungen gehen von 50 – 80 Jahren aus, bis sie erschöpft sind. Optimistischere Annahmen setzen auf neue Fundstätten in der Tiefsee und auf bedachteren Verbrauch. Sie hoffen auf eine Reichweite von etwa 400 Jahren.

Das klingt schon besser? Europas Kathedralen stehen bereits doppelt so lange.

 

Fotografie ist Zauberei!

Sir Arthur Clarke, dem britischen Physiker und Science-Fiction-Autor, dessen Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick wir “2001 – Odyssee im Weltraum” verdanken, wird der Satz zugeschrieben „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

In grauer Vorzeit, als die Digitalfotografie gerade erst begann, als Möglichkeit in den Köpfen zu spuken (vor ca. 15-20 Jahren), verdiente ich eine Zeit lang mein Geld damit, dass ich Bücher über Fotokameras korrekturlas. putte_swAlso entwickelte ich ein gewisses berufliches Interesse für Fototechnik.

Was mich am “digital turn” in der Fotografie von Anfang an fesselte, war, mit welcher Geschwindigkeit fotografische Möglichkeiten sich plötzlich weiterentwickelten. Damals fragte ich mich “ist das nicht symptomatisch für die Beschleunigung der technologischen Entwicklung allgemein? Was man zu ihrer Beschreibung bräuchte, wäre statt Büchern ein schnelleres Medium, mit dem die Veränderungen ohne Verzögerung kommentiert werden könnten.” Und seltsam, als die “alten” Medien nicht mehr Schritt hielten, stand es bereit. Wenn Sie das hier lesen, nutzen Sie es gerade…

Auf die Fotografie bezogen: In einer nicht-industriellen Gesellschaft wäre sie undenkbar. Anders herum stimmt’s aber auch, und das machen wir uns nur selten klar – ohne Fotografie wären die wissenschaftlichen Durchbrüche und technischen Errungenschaften des 19. und 20. Jahrhunderts niemals möglich gewesen. Von ihrer offiziellen Erfindung durch den Franzosen Nicéphore Nièpce im Jahr 1826 bis zu heutigen CMOS-Bildsensoren illustriert die Geschichte der Fotografie die Entwicklung der Industriegesellschaft in der denkbar umfassendsten Bedeutung des Wortes. park_sepiaSie liefert die Bilder, die uns die Veränderung der Welt bezeugen. Sie dient dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt seit je in ungezählten Experimenten als Instrument der Erkenntnis.

Und sie wandelt sich selbst mit ihm: Die Möglichkeiten einer Epoche zur Herstellung und Vervielfältigung von Bildern (und von Geräten, die das können!) verraten unmittelbar ihren technologischen und wirtschaftlichen Stand.

“Die Industriegesellschaft”, heißt es, beginne mit der Erfindung der Dampfmaschine. Die Fotografie wurde jedoch nicht 1788 erfunden, sondern erst ein ganzes Lebensalter später um 1830 (zugleich mit der Eisenbahn, die sie in den Hauptstädten Europas verbreitete): Sie braucht entwickelte wissenschaftlich-technische Grundlagen. park_swDoch als sie erst einmal erfunden war, war der Fortschritt fotografischer Verfahren und jener in Wissenschaft und Technik nie mehr voneinander zu trennen. Und weil sie so miteinander verschmolzen sind, ist es nur folgerichtig, dass mit der Digitalisierung unserer Lebenswelt auch unsere Bildproduktion digital wird.

Ende des 20. Jahrhunderts findet die Fotografie im althergebrachten Sinn ein Ende, indem sie ein Bestandteil der Informationstechnologie wird. Das klingt zunächst absurd. Schließlich wurde nie derart viel fotografiert wie heute. Tatsächlich kann gesagt werden, dass sie als „Gebrauchsweise“ ungeahnte Höhenflüge erlebt.

Fotografische Bilder sind weiterhin, was sie immer waren: Beweismittel, Kontrollinstrumente, Erinnerungsstützen und auch Kunstwerke. Da sie erfolgreich auf ein neues technisches Fundament gestellt werden konnten, die elektronische Datenverarbeitung, sind sie so leicht herzustellen und zu verbreiten wie nie zuvor. “Fotos machen” ist zu einer Funktion unter vielen einer ganz neuen Klasse technischer Geräte geworden, die sich binnen nur zehn Jahren rasant auf der ganzen Welt verbreitet hat: Batteriebetriebene Kleinstcomputer, mit Mikrophon, Lautsprecher und kompletter Kamera, die sich per Funk Unmengen von Daten schicken können und ebenfalls funkgestützt mit stationären Rechnern Kontakt aufnehmen, die, ihrerseits alle miteinander vernetzt, jede beliebige Information vorrätig halten und an diese Kleinstcomputer senden.

So formuliert, klingt, was sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zugetragen hat, doch ziemlich aberwitzig.

Es ist jedenfalls eine Umwälzung (Revolution), die wir heute tatsächlich noch nicht begreifen können: Telefonieren, den Weg weisen lassen, Fotografieren, Musik hören, Filme drehen, Texte schreiben, Bücher lesen, Musik machen, Bankgeschäfte tätigen, Briefe schreiben, einkaufen, Zeitung lesen, Fernsehen, die Gesundheit checken – all das und noch viel mehr machen wir mit einem Ding, das typischerweise halb so groß ist und doppelt so schwer wie eine Tafel Schokolade. Nein, ein Smartphone ist kein Fotoapparat, aber Bilder machen, aufbewahren, versenden kann es in höherer Qualität als jede Kleinbildkamera!

Das Ergebnis dieser totalen Vernetzung von allem mit allem ist wirklich nahe dran an Zauberei.

Womit wir bei Sir Clarke wären und seinem Diktum. Zwar haftete auch der “nichtvernetzten”, der chemischen Fotografie schon immer etwas Magisches an. Wer einmal zusehen konnte, wie in einer rötlich schimmernden Dunkelkammer putte_sw_negativaus dem Nichts ein Bild auf einem weißen Blatt erscheint, weiß was ich meine.

Nur, dass wir heute alle digital fotografieren und Dunkelkammern aussterben. Die aktuelle Runde der Magie besteht darin, mit einem Fingertippen etwas aufnehmen und es mit zwei, drei Wischgesten ohne Zeitverzug um die Welt schicken zu können. Schwupps. “Bing”. Fertig. Und dass die Fotografie, die ja noch niemals harmlos war, mit ihrer Einbindung in jene weltweite Superstruktur namens Internet eine neue Rolle erhält, die wir ebenfalls noch gar nicht begreifen können, weder im Schlechten, noch im Guten. Wir können uns zwar damit trösten, dass die Zusammenhänge zwischen Blende, Belichtungszeit, Objektivbrennweite und Sensor- oder Fimgröße immer noch dieselben sind wie seit eh und je. Aber “der Rest”? Spannende Fragen: Wie viele Fotografen ziehen unbewusst die Kamera dem Handy vor, weil das wenigstens den Anschein der altbekannten Tätigkeit aufrecht erhält? Und die Unmengen Smartphone- Fotos, die per App auf Alt getrimmt werden – geschieht dies vielleicht aus einem unbewussten Bedürfnis, den Bilddateien etwas von Charakter „echter“ Fotografie einzuhauchen? Selbstverständlich sind auch die auf „Alt“ getrimmten Fotos in diesem Beitrag Beispiele für am Rechner manipulierte JPG-Dateien.

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Denn auch ich fotografiere längst digital. Meine Urlaubsfotos, Familienbilder und die wenigen Fotos, die ich um ihrer selbst willen anfertige, sind im Allgemeinen besser als zu den Film-Zeiten: weil die nutzbaren Empfindlichkeiten viel viel höher sind als früher, die Zahl der Pixel im Sensor die der Silberkörnchen auf Film längst übertrifft (liebe Fachleute, entschuldigt diese extrem saloppe Ausdrucksweise) und die Erfindung der Bildstabilisierung händische Belichtungszeiten erlaubt, die zu Film-Zeiten niemals denkbar waren.

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Dafür benutze ich bewusst kein Smartphone. Ich ziehe zum Fotografieren jene etwas andere Art Kleinstkomputer vor, die euphemistisch immer noch Kamera genannt wird und sich vom Smartphone in erster Linie dadurch unterscheidet, dass sie traditionell gestaltete Formen und Bedienungselemente aufweist. Aber auch dieser Kleinstkomputer, so traditionell er sich gibt, ist Teil einer die Welt umspannenden Informationstechnologie, in die die Erfindung von Monsieur Nièpce sich in dem Augenblick eingliederte, als sie seinen ureigenen Beitrag, die chemische Grundlage zur Bildspeicherung, hinter sich ließ. Nièpce, er ruhe in Frieden.

Wir Heutigen müssen die Technik nicht mehr begreifen, können es auch längst nicht mehr. Sie funktioniert trotzdem. Faszinierend.

Magie eben.

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Wir sollten durchaus ein wenig Acht geben.

Spione, Spinde, Ökospasts. Ein Freitagabend an der Aufsicht

I
Spät in der Bibliothek. Ein Mann spricht mich an. Dünnes, fettiges Haar, ungepflegter Bart, abgerissene Kleidung. Er sieht mich nicht an, blickt unruhig umher. Er redet undeutlich, langatmiges, wirres Zeug. Spricht zu laut. Wir sind in einer Bibliothek! Ich bitte ihn, leiser zu reden, er tut es, kurz, dann wird er wieder lauter. Er fragt mich etwas, doch es vergeht einige Zeit, bis ich verstehe, was er will. Und dann kann ich ihm nicht helfen. Das teile ich ihm höflich mit. Da verrät er mir, dass er von den Spionen weiß und auch, dass sie mir beim letzten Mal Order gegeben haben, ihm Informationen vorzuenthalten. Aber dass er das Bewusstsein verloren habe, heiße doch nicht, dass er psychisch krank sei! Ich solle endlich ehrlich sein, endlich aufhören zu leugnen, dass es sie gebe. Die Spione. Mit ihren Anweisungen an die ganze Welt, ihn auszuschließen von allem. Seit Jahren schon schreibt er an die Gerichte, die ihn ignorieren, seine Klagen abweisen, seit Jahren schon sucht er einen Anwalt, aber alle lehnen es ab, ihn zu vertreten, er ist ganz allein. Und ich soll nicht so tun, als gehörte ich nicht zu ihnen!
Den Spionen.

II
Eine junge Frau spricht mich an. Nein, sie ist nicht paranoid, aber leicht panisch. Sie bekommt ihren Spind nicht mehr auf, ob ich ihr helfen kann. Standardfrage: Klemmt die Tür oder das Schloss? Das Schloß, aha. Nummernschloss? Ja – ob ich keinen Hausmeister oder so holen könnte? Es ist Freitagabend und wegen eines Zahlenschlosses kommt niemand aus dem Wochenende. Und nein, ich darf die Aufsicht nicht verlassen, habe kein Werkzeug, darf sowieso keine Schlösser knacken. Die Frau beginnt zu weinen. Ich erkläre ihr, dass ein Schloss mit drei Ziffernrädchen in längstens einer halben Stunde durchprobiert ist und ihr Spind wieder offen. Sie zieht ab, nicht überzeugt.

Fünf Minuten später ist sie wieder da, “ich kann das nicht!” Also nochmal, was sie tun muss, ist ätzend langweilig, aber völlig sicher: von “000″ bis “999″ alle Kombinationen… jetzt ist sie nicht mehr panisch, jetzt ist sie stinkig, dass ich die Kombi nicht für sie herausfinden will. Sie murmelt was im Gehen. Leise, aber ich hab’s gehört: “Dieser Ökospast!”
Mädel, wenn du wüsstest, wie recht du hast.

III
Eine andere Frau tritt ein, im Arm ihren vielleicht zweijährigen Sohn. Auch für Mütter gilt, Rucksack und Jacke müssen draußen bleiben. Ich will ihr gegen Perso einen Schlüssel geben, sie gibt den Ausweis ihrem Söhnchen und fordert ihn auf, er soll dafür den Spindschlüssel von mir in Empfang nehmen. Der Kleine tut wie geheißen, desinteressiert und ein bisschen gelangweilt. Ich bewundere seine Selbständigkeit. Als sie wieder gehen, gibt er mir auch brav den Schlüssel zurück. Als ich ihm den Ausweis seiner Mutter gebe, fällt sein Blick auf das Passbild. Er strahlt auf, holt tief Luft und kräht begeistert “Mama!!!”

IV
Zwei junge Männer kommen und fragen wo der Briefkasten des Pendels ist. “???” Ja, sie sollen ihre Masterarbeiten dort einwerfen.

Glückwunsch für die Masterarbeiten, Jungs. Es heißt übrigens Pedell.

P.S.
Also, ich geb es zu. Ja, ich bin einer von diesen Spionen, die sich gegen den Besucher von oben wenden. Es ist ganz einfach: ich kann ihm nicht helfen. Nicht im Dienst – das beweist ihm, dass ich mit denen gemeinsame Sache mache. Und auch nicht nach Feierabend – das zeigt mir, dass ich zur Partei der Spione gehöre. Ganz einfach wie gesagt. Entweder man ist Teil des Problems oder man ist Teil der Lösung, nicht?
Und, definitiv, ich bin nicht Teil der Lösung, die er braucht.

Peggy, da!

Blöder Kalauer, ja, aber was da gegenwärtig durch Dresdens und die Straßen anderer deutscher Städte schlurft und sich “Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands” nennt, kürzt sich nun mal PEGIDA ab. Könnte freilich auch der Name eines Medikaments sein, wie TAMIFLU oder CONTERGAN.

Ist es aber nicht. Auch die Risiken und Nebenwirkungen sind noch ziemlich unbekannt, trotzdem halten viele PEGIDA für ein Heilmittel. Nein, Kinder, es ist ein Krankheitssymptom.

Urlaubsfotoblues

Farben

Da besitze ich diese teure Digitale und viele edle Objektive dazu.
Da besitze ich diesen teuren Computer.
Da west im Keller und auf dem Dachboden diese komplette Dunkelkammer.
Da stehen diese tollen Kleinbild- und Mittelformatkameras in der Vitrine.
Da hängt kein Bild von mir in meinem Zimmer.

Oh Mann.