Zwischenruf (Juni 2015)

Dass im politischen Alltag das scheußliche Low-Intensity-Warfare zwischen Israel und der widerwärtigen Hamas, das deutlich auch die hässlichen Seiten der Israel Defense Force beleuchtet, so oft als israelischer Völkermord an “den Palestinensern” bezeichnet wird, hat sicherlich, gerade wenn Deutsche solchen Schwachsinn äußern, psychologische Ursachen. Inhaltlich trifft dieser Vorwurf nicht zu – was immer Israel sonst vorzuwerfen sein mag.

Es treibt mich zur Weißglut, wenn dieser Mist von Leuten kommt, die ansonsten nicht an fehlendem Denkvermögen zu leiden scheinen. Sie betreiben ohne Not das Geschäft der schlimmsten Antisemiten.

Israel betreibt keinen Völkermord. Es ist verwickelt in einen so entsetzlichen wie ekelhaften terroristischen Kleinkrieg, in dem beide Lager absichtlich (Hamas & co.) oder in-Kauf-nehmend (IDF) mehr Nicht-Kombattanten als Kombattanten verbrennen, zerfetzen, verstümmeln, traumatisieren.

Wenn die Hamas Raketen auf israelisches Territorium schießt, dann, um unterschiedslos Juden zu töten.

Wenn die Israelis einen Angriff auf eine Raketenstellung fliegen, dann, um sie zum Schutz der eigenen Bevölkerung zu zerstören.

Wir in unserem immer noch unbedrohten West- und Mitteleuropa sehen die vielen Zivilisten, die “durch Israel” zu Schaden oder gar um ihr Leben kommen. Es ist ein zutiefst humaner Impuls, den Opfern unser Mitleid zu schenken und den Tätern gegenüber Zorn oder gar Hass zu empfinden.

Doch warum steht die Raketenstellung der Hamas-Terroristen so oft mitten in einem Wohngebiet, in einer Schule oder einem Krankenhaus? Antwort: Aus Berechnung. Das bei ihrer Zerstörung unweigerlich angerichtete Elend unter Nicht-Kombattanten wird von antisemitischen Kriegstreibern propagandistisch zu Lasten Israels genutzt.

So verliert Israel in jedem Fall – wehrt es sich nicht oder setzt es sich zur Wehr. Der andere Verlierer ist die palestinensische Bevölkerung: Letztlich ist sie, als zwangsläufiges Opfer israelischer Verteidigungsmaßnahmen, die Geisel der Terroristen.

Vermutlich gibt es für die Menschen im Westjordanland oder in Gaza viel zu viele Gründe, Israel zu hassen. Wäre Israel jedoch der massenmörderische Moloch, den hierzulande so viele Empörte zu sehen meinen, …dann würde es – mit seiner administrativen, polizeilichen und militärischen Übermacht – eine ganz andere Gewalt ausüben als es dies tut und bisher je getan hat.

Darin haben die Israelhasser nämlich recht – Israel besitzt das Potenzial dazu.

Doch Israel setzt es nicht ein. 

Das tröstet nicht die Opfer, lindert ihre Not nicht. Aber wir in Deutschland sind nicht gezwungen, in diesem Konflikt Partei zu ergreifen. Wir könnten uns durchaus erlauben wegzuschauen, wie wir es bei den meisten Konflikten dieser Welt doch so selbstverständlich tun. Wenn wir beschließen, nicht wegzuschauen, dann haben wir die Pflicht, auf korrekte Begrifflichkeit zu achten.

Und uns nicht vor den Karren antisemitischer Hetzer spannen zu lassen.

Mit denen, die dieser Minimalforderung entsprechen, lässt sich politisch diskutieren, auch über die Fehler Israels, der Regierung Netanjahu zumal.

Mit den anderen nicht.

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