Reichtum durch Armut

Wasserfall

Neulich fand ich in der Online-Ausgabe der revolutionärer Umtriebe eher unverdächtigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Video-Artikel, der mich seither unterschwellig beschäftigt.
Darin geht es um den enormen Bevölkerungszuwachs in der pakistanischen Hafenstadt Karachi: von 500.000 Einwohnern im Jahr 1960 zu zwanzig Millionen im Jahr 2015.

Und um eine Wasser-Mafia, die mit Waffengewalt den Zugang zu Brunnen, Zisternen und Quellen kontrolliert, darum, dass die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist, weil diese Mafia die Verteilung kontrolliert und die Preise selbst festlegt.

So deprimierend und verstörend diese Situation ist, wissen wir alle oder sollten es wissen, dass sie die Lage eines großen Teils der Weltbevölkerung in Asien, Afrika und Südamerika widerspiegelt und insgesamt auf unserem Planeten eher die Regel als die Ausnahme ist. Doch man kann nicht immer an diese erschütternde Wahrheit denken. Man würde verrückt, hier in unserer europäischen Festung der Besitzenden, die den aktuellen Haarriss in ihrer Mauer als gravierende Bedrohung erlebt.

Darum wird man mir auch heftig widersprechen, wenn ich behaupte, dass die Situation in Karachi und so vielen anderen Weltgegenden im Grunde dem Idealbild betriebswirtschaftlicher Rationalität entspricht: staatlich unregulierte unternehmerische Freiheit, inklusive freier Entwicklung der Preise durch Angebot und Nachfrage. Ja, die Kriminellen, die dafür sorgen, dass das nicht ausreichend vorhandene Wasser zu Preisen verkauft wird, die die “normale Bevölkerung” Karachis nicht mehr zahlen kann, die schaffen sogar volkswirtschaftliche Werte. Denn natürlich generieren höhere Preise für unverzichtbare Wirtschaftsgüter (und Wasser gehört gewiss dazu) messbar höhere Gewinne als lediglich kostendeckende.

Das heißt: Auf dem unregulierten, mithin “idealen” Markt schafft gerade die Verknappung lebensnotwendiger Güter Reichtum, nicht ihre gerechte Verteilung. Diese würde vielleicht ein Auskommen für alle “Marktbeteiligen” schaffen, das Entstehen von Reichtum aber eher verhindern.

So ein Quatsch? Wenn Deine Widerlegung ebenso unterkomplex ist wie meine Behauptung, dann schenke ich ihr vielleicht Gehör.

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